Sprachstörungen Schlaganfall

Der umfangreichste Ratgeber für Angehörige bei Aphasie Patienten nach einem Schlaganfall: Prognose, Therapie und Planung der Zukunft bei Sprachstörungen

Dieser Ratgeber für Angehörige von Aphasie Patienten nach einem Schlaganfall soll helfen in der Sorge und Angst um einen geliebten Menschen häufig gestellte Fragen zu beantworten. Eine Sprachstörung kann sowohl für Patienten als auch für Partner, Familie oder Freunde eine Herausforderung darstellen. Mit dem richtigen Verständnis, passender Therapie und einer umsichtigen Zukunftsplanung können jedoch Wege gefunden werden, die Lebensqualität zu verbessern und trotz Aphasie im Alltag zurecht zu kommen.

Ursachen

Die häufigste Ursache für eine Sprachstörung ist ein Schlaganfall, egal ob Hirninfarkt oder Blutung. Dabei wird plötzlich meistens die linke Hirnhälfte im Sprachzentrum geschädigt. Andere Ursachen einer Aphasie sind  Schädelhirntrauma, Hirntumore, Hirnblutungen, Hirninfektionen oder neurodegenerative Erkrankungen wie die Alzheimer-Krankheit und andere Demenzen.

Die genaue Ursache einer Aphasie kann durch eine gründliche neurologische Untersuchung, Anamnese und Bildgebungsverfahren wie MRT oder CT festgestellt werden. Sprachliche Testungen grenzen die Form der Aphasie ein. Bei Demenzen oder Hirninfektionen wird zusätzlich Hinrnervenwasser (Liquor) durch eine Lumbalpunktion (Kreuzstich) abgenommen.

Formen, Einteilung und Diagnose

Eine Aphasie ist eine Sprachstörung. Die verschiedenen Formen und die Einteilung sind entscheidende Aspekte, um den Ausmaß der Schädigung und die Kommunikationsfähigkeit des Betroffenen besser zu verstehen. 

Bei einer Sprachstörung wird zwischen einer flüssigen, nicht flüssigen und globalen Aphasie unterschieden. Es gibt viele Synonyme für diese Einteilungen:

  • nicht flüssige Aphasie: auch expressive, motorische oder Broca Aphasie genannt
  • flüssige Aphasie: auch sensorische oder Wernicke Aphasie genannt
Übersicht der Aphasie Formen in flüssigen und nicht flüssigen Sprachstörungen.
Synonyme für verschiedene Sprachstörungen.

Die Diagnose einer Sprachstörung stellt ein/e Neurologe/in oder Logopäde/in, während die genaue Einteilung durch sprachliche Tests hauptsächlich durch Logopäden/innen erfolgt. Es gibt standardisierte Tests wie der Aachner Aphasie Test (AAT) oder den Bielefelder Aphasie Screening (BIAS). Dadurch wird die Art und den Schweregrad der erworbenen Sprachstörung bestimmt. Eine genaue Diagnose ermöglicht es, die passende Therapie für den Patienten zu planen und eine individuelle Behandlung zu gewährleisten. 

Symptome wie Sprachverständnis, Wortfindungsstörungen, Wort- oder Lautverwechslungen oder Agrammatismus geben Hinweise zur Einteilung der Sprachstörungsform. Für mehr Informationen zu den Symptomen wird im Artikel „Aphasie Formen einfach erklärt“ näher darauf eingegangen.

Kommunikationstipps im Alltag

Im Alltag können Kommunikationstipps einen wertvollen Beitrag leisten, um die Interaktion mit Aphatikern zu verbessern und eine bessere Verständigung zu ermöglichen. Hier sind einige hilfreiche Tipps wie du mit einem aphasischen Menschen sprechen sollst:

  1. Geduld haben: Gebe ausreichend Zeit um Worte zu finden und Gedanken zu formulieren. Vermeide es zu unterbrechen oder für den Angehörigen zu sprechen.
  2. Aktives Zuhören: Zeige Interesse an dem, was der Patient mitteilen möchte. Höre aufmerksam zu und signalisieren durch nonverbale Signale wie Nicken oder Blickkontakt Verständnis und Respekt.
  3. Klare Kommunikation: Verwende einfache und kurze Sätze. Reduziere komplexe Ausdrücke und Fachbegriffe, um Missverständnisse zu vermeiden.
  4. Unterstützende Hilfsmittel: Nutze visuelle Hilfen wie Bilder, Gesten oder Kommunikationstafeln, um die Verständigung zu erleichtern und zu unterstützen.
  5. Kontext verstärken: Stelle Fragen und biete zusätzliche Informationen um den Kontext einer Konversation zu verdeutlichen. Dies kann dem Aphasie-Patienten helfen, den Gesprächsinhalt besser zu erfassen.
  6. Respektiere die individuelle Kommunikationsweise: Jeder Aphasie-Patient kann unterschiedliche Strategien zur Kommunikation nutzen. Respektiere seine gewählte Methode und passen dich an seine Bedürfnisse an.
  7. Geduldiges Nachfragen: Wenn du den Inhalt nicht verstehst, zögere nicht nachzufragen. Der Patient wird es zu schätzen wissen, dass du dich bemühst ihn zu verstehen.
  8. Emotionale Unterstützung: Zeige Empathie und Mitgefühl gegenüber dem Aphasie-Patienten. Eine unterstützende und wertschätzende Haltung kann dazu beitragen, die Kommunikation zu erleichtern und das Selbstbewusstsein des Patienten zu stärken.
  9. Redundanz vermeiden: Wiederhole Aussagen nicht ständig, da dies verwirrend sein kann. Wiederhole stattdessen wichtige Informationen auf eine klare und geduldige Weise.
  10. Lächeln und humorvolle Interaktion: Eine positive und freundliche Atmosphäre kann die Kommunikation angenehmer gestalten. Nutze Humor um die Stimmung aufzulockern und das Gespräch entspannter zu gestalten.

Um den Gesprächspartner besser zu Verstehen hilft das Wissen über die Formen und Symptome einer Aphasie. Der/die behandelnde Logopäde/in kann Informationen und spezifische Tipps mitteilen.

Hektik, Stress oder Ungeduld sollen im Gespräch mit einem Aphatiker dringen vermieden werden!

Verhaltensstrategien mit Aphatikern

Im Umgang mit Aphasie-Patienten können bestimmte Verhaltensstrategien dazu beitragen, die Kommunikation und Interaktion zu erleichtern. Hier sind wichtige Verhaltensstrategien für die Kommunikation im Alltag:

  1. Ruhe bewahren: Eine ruhige und gelassene Haltung beibehalten, um die Verständigung nicht zu erschweren.
  2. Körpersprache nutzen: Die Körpersprache nutzen, um die Bedeutung der Aussagen zu verdeutlichen.
  3. Einfache Sprache verwenden: Klare und einfache Sätze verwenden, komplexe Ausdrücke vermeiden.
  4. Geduld und Zeit geben: Dem Aphasie-Patienten ausreichend Zeit geben, um zu antworten und nicht drängen oder unterbrechen.
  5. Ja-Nein-Fragen stellen: Fragen stellen, die mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden können, um die Kommunikation zu erleichtern.
  6. Bestätigung und Wiederholung: Die Aussagen des Patienten bestätigen, indem sie wiederholt oder zusammengefasst werden.
  7. Vermeiden von Redewendungen: Den Gebrauch von Redewendungen oder sprachlichen Bildern vermeiden.
  8. Unterstützende Hilfsmittel nutzen: Visuelle Unterstützung wie Bilder, Zeichnungen oder Kommunikationstafeln verwenden.
  9. Individualität respektieren: Die individuellen Kommunikationsstrategien des Patienten respektieren und sich anpassen.
  10. Positive Bestärkung: Den Patienten ermutigen, sich zu äußern, und seine Bemühungen loben, um das Selbstvertrauen zu stärken und die Motivation zur Kommunikation zu fördern.

Diese Verhaltensstrategien können dazu beitragen, dass die Kommunikation effektiver und angenehmer wird und zu einer verbesserten Lebensqualität für Betroffene und Angehörige beitragen.

Nonverbale Kommunikation

Nonverbale Kommunikation spielt eine entscheidende Rolle im Umgang mit Aphatikern. Aufgrund des oft eingeschränkten Sprachverständnis (auch bei einer expressiven, motorischen bzw. Broca-Aphasie!) können diese Patienten Signale wie Mimik, Gestik und Körperhaltung besser nutzen, um sich auszudrücken und zu interagieren.

Es ist wichtig, als Angehöriger oder Betreuer auf diese Hinweise zu achten und sie angemessen zu interpretieren. Ein einfühlsamer Blickkontakt, eine beruhigende Berührung oder ein Lächeln können dazu beitragen, eine vertrauensvolle und unterstützende Atmosphäre zu schaffen.

Ebenso sollte man selbst auf seine eigene Körpersprache achten und klare Signale aussenden, um die Verständigung zu erleichtern. Dadurch kann das gegenseitige Verständnis gefördert werden.

Rehabilitation und Therapie bei Aphasie

Die Rehabilitation auf mehreren Behandlungsebenen bei einer Aphasie spielt eine entscheidende Rolle bei der Verbesserung der sprachlichen Fähigkeiten und der Lebensqualität der Betroffenen. Durch verschiedene Therapieansätze und Techniken wird die Kommunikationsfähigkeit verbessert oder wiederhergestellt.

Logopäden/innen entwickeln individuelle Therapiepläne anhand der Aphasie Form und gehen auf die spezifischen Bedürfnisse und Ziele jedes Einzelnen ein. Die logopädische Therapie kann das Training von Wortschatz und Grammatik, die Förderung von Verständnis und Ausdruck sowie die Verbesserung der nonverbalen Kommunikation umfassen. Es wird nicht nur daran gearbeitet die Sprache wieder zu erlernen, sondern auch Strategien gesucht um seine eigenen sprachlichen Defizite besser zu kompensieren.

Zudem ist die Einbeziehung von Angehörigen und Betreuern in den Therapieprozess von großer Bedeutung. Die kontinuierliche Teilnahme  und Interesse an der Rehabilitation und Therapie ist entscheidend, da in entspannter aber emotional wertvoller Umgebung mit Familien und Freunde, oft der größte Lernreiz besteht.

Studien haben beweisen, dass in der Akutphasen (die ersten vier Wochen) eine Dauer der logopädischen Sitzungen von 8 bis 15 Stunden pro Woche sinnvoll ist und die größtmöglichen Verbesserungen zeigt. Eine intensive Sprachtherapie (4 bis 15 Stunden pro Woche) hat auch bei der alltäglichen Kommunikationsfähigkeit bessere Fortschritte als eine niedrige Therapie Intensität (1 bis 4 Stunden pro Woche). Einzig fällt es schwer den Betroffenen diese hohe Intensität beizubehalten und Brechen früher die Reha ab.

Ein intensiver Therapiezyklus macht nicht nur in der Akutphase sondern auch in chronifizierten Stadien Sinn und gewisse Rehakliniken bieten auch Aufnahmen Monate bis Jahre nach dem Schlaganfall an.

Prognose der Sprachstörung nach einem Schlaganfall

Die Prognose der Sprachstörung nach einem Schlaganfall kann variieren und hängt von verschiedenen Faktoren ab.

  • Größe des Schlaganfall: je größer die Schädigung des Gehirns, desto schwer die Aphasie und schlechter die Prognose
  • Alter: je Älter der Betroffene, umso schlechter ist das Wiedererlernen (neuronale Plastizität)
  • Vorerkrankungen oder vorangegangene Schlaganfälle
  • kognitive Reserve, also Bildungsniveau und geistige Gesundheit vor dem Schlaganfall
  • zusätzliche neuropsychologische Defizite wie Neglect oder Aufmerksamkeitsstörung
  • rechtzeitiges und gutes Ansprechen auf die Therapie im Notfall (z.B. Lyse und Thrombektomie bei einer Durchblutungsstörung)

Generell wird zwischen der frühen und späten Akut Phase (bis zu 3-4 Wochen andauernd), der Post Akut Phase (bis zu einem Jahr andauernd) und der chronischen Phase (über ein Jahr) unterschieden werden. Generell sagt man, dass im frühen Verlauf die besten Fortschritte und höchste Möglichkeit einer vollen Heilung erzielt werden können. Nach einem Jahr fällt die Lernkurve deutlich ab, sodass nur mehr sehr kleine Fortschritte erzielt werden können. Umso zäher und langsamer in der Akut und Post Akut Phase die Fortschritte sind, umso unwahrscheinlicher wird eine vollkommene Überwindung der Aphasie.

Übersicht des Zeitverlaufs einer Aphasie mit Möglichkeiten der Spontanremission zur Aphasie Prognose nach Schlaganfall.
Übersicht des Zeitverlaufs einer Aphasie mit Möglichkeiten der Spontanremission zur Aphasie Prognose nach Schlaganfall

Eine frühe Intervention in den ersten vier bis sechs Wochen führt zu besseren Ergebnissen. Bei einigen Patienten kann sich die Sprache vollständig erholen, während bei anderen eine teilweise Verbesserung beobachtet wird. Studien haben bewiesen, dass eine intensive Sprachtherapie von 8 bis 15 Stunden pro Woche die besten Ergebnisse erzielt

Eine kontinuierliche Rehabilitation über Monate durch Sprachtherapeuten sind entscheidend, um die Sprachfähigkeiten zu verbessern und die Lebensqualität der Patienten zu unterstützen. Auch eine unterstützende und kommunikative Familienumgebung helfen die Symptome besser zu überwinden, denn der Alltag ist die beste Übung.

Kann sich eine Aphasie zurückbilden? 

Die Frage, ob sich eine Aphasie zurückbilden kann, beschäftigt viele Menschen, die von dieser Sprachstörung betroffen sind. Die gute Nachricht ist, dass sich eine Aphasie in einigen Fällen komplett geheilt werden kann.

Generell weiß man, dass umso schwerer die Ausprägung der Sprachstörung ist, dass sie sich schwerer zurückbildet. Entscheiden sind die oben genannten Faktoren, welche unter dem Kapitel der Prognose besprochen wurde.

Was kann man gegen eine Aphasie außer Logopädie tun?

Neben der Logopädie gibt es verschiedene Ansätze und Maßnahmen, die zur Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit bei Aphasie eingesetzt werden können. Eine interdisziplinäre Therapie kann sehr hilfreich sein und umfasst oft die Zusammenarbeit von Ergotherapeuten und Neuropsychologen.

Die Ergotherapie zielt darauf ab, die alltäglichen Aktivitäten und Gedächtnis des Patienten zu fördern. Durch gezielte Übungen kann das Gedächtnis verbessert werden, was auch die sprachlichen Funktionen positiv beeinflussen kann. Neuropsychologische Therapieansätze konzentrieren sich auf die kognitiven Funktionen und unterstützen die Wiederherstellung von Denkprozessen, die für die Sprache wichtig sind.

Es gibt viele Übungsbücher zum selbständig Lernen oder spielerischen Training. Auch eine interaktive und geduldige Umgebung trägt eine entscheidende Rolle beim Sprechen Wiedererlenen.

Apps zum alleinigen oder zusätzlichen Üben gibt es viele. Es gibt wenige Studiendaten dazu, aber es wurde bewiesen dass eine App Therapie besser ist keine Sprachtherapie und den Logopäden ebenbürtig ist, aber nicht ersetzen kann.

Hilfsmittelliste bei Aphasie

Eine Hilfsmittelliste für Aphasie-Patienten kann eine wertvolle Ressource sein, um die Kommunikation und den Alltag zu erleichtern. Es gibt eine Vielzahl von Hilfen, die speziell für Menschen mit Sprachstörungen entwickelt wurden.

Dazu gehören beispielsweise Kommunikationshilfen wie Bildkarten, Sprachcomputer oder Sprach-Apps, die es den Betroffenen ermöglichen, sich besser auszudrücken und mit anderen zu kommunizieren. Auch Erinnerungshilfen, wie Kalender oder Notizbücher, können nützlich sein, um den Alltag zu strukturieren und wichtige Informationen festzuhalten. 

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Aphasie Ratgeber für Angehörige

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Emotionen, Verhaltensstörungen sowie Depression bei Aphatikern 

Auch bei  Aphatikern können zusätzlich Verhaltens- sowie Persönlichkeitsstörungen und Depression auftreten.  Depressionen sind bei einer Aphasie schwer zu diagnostizieren und es wurden deswegen eigene Suchtests entwickelt. Einerseits belastet der Verlust des Sprachvermögens selber den Patienten, anderseits sind Post Stroke Depressionen als eigene Ursache möglich.

Aphasische Patienten haben Schwierigkeiten ihre Bedürfnisse, Wünsche oder Sorgen auszudrücken, was zu Verhaltensstörungen führen kann. Aggression, Gefühlsschwankungen oder soziale Rückzug entstehen dadurch. Zusätzlich ist bei einem Schlaganfall möglich, dass nicht nur das Sprachzentrum sondern andere emotional wichtige Zentren geschädigt werden und dadurch Persönlichkeitsstörungen entstehen.

Wie fühlt man sich mit einer Aphasie?

Eine Aphasie kann sich für die Betroffenen äußerst frustrierend, entmutigend und isolierend anfühlen. Es ist wichtig zu verstehen wie sich Betroffene  fühlen, um angemessen auf ihre Bedürfnisse einzugehen und Unterstützung zu bieten. Hier sind einige der Emotionen und Herausforderungen mit denen Aphasie-Patienten konfrontiert sein können:

  1. Frustration: Patienten erleben oft intensive Frustration, weil sie Schwierigkeiten haben, sich verbal auszudrücken oder die Worte zu finden, um ihre Gedanken und Gefühle auszudrücken. Dies kann zu Frustration sowohl im Alltag als auch während der Kommunikationstherapie führen.
  2. Isolation: Die Schwierigkeiten beim Sprechen und Verstehen von Sprache können zu sozialer Isolation führen. Aphasie-Patienten könnten sich zurückziehen, da sie Angst haben, Missverständnisse oder Ablehnung zu erfahren.
  3. Niedergeschlagenheit und Depression: Die anhaltenden Herausforderungen können zu niedergeschlagenen Stimmungen und Depressionen führen. Die Unfähigkeit, sich effektiv auszudrücken, kann zu Gefühlen der Hilflosigkeit beitragen.
  4. Verlust der Unabhängigkeit: Viele Patienten erleben einen Verlust ihrer Unabhängigkeit. Alltägliche Aufgaben, die zuvor selbstverständlich waren, können zu Herausforderungen werden, was zu einem Gefühl der Abhängigkeit von anderen führt.
  5. Angst vor Missverständnissen: Die Sorge vor Missverständnissen oder der Angst, nicht verstanden zu werden, kann dazu führen, dass Aphasie-Patienten sich zurückhalten und weniger kommunizieren.
  6. Verlust der Lebensqualität: Die Aphasie kann die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Das Unvermögen, sich frei auszudrücken und am sozialen Leben teilzunehmen, kann zu einem Verlust an Lebensfreude führen.

Es ist wichtig, einfühlsam und geduldig mit Aphatikern umzugehen. Angehörige und Betreuer können viel dazu beitragen, das Selbstwertgefühl und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern, indem sie ihnen Unterstützung, Geduld und die Möglichkeit zur Teilhabe am sozialen Leben bieten. Die aktive Teilnahme an einer qualifizierten Sprachtherapie kann ebenfalls dazu beitragen, die Kommunikationsfähigkeiten wiederherzustellen und das Selbstvertrauen zu stärken.

Pflegestufe bei Aphasie

Die Festlegung der Pflegestufe für Aphasie-Patienten ist ein wichtiger Schritt in der Planung der Zukunft und der Bereitstellung angemessener Pflege und Unterstützung. Die Pflegestufe wird in der Regel von einem Gutachter des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung (MDK) oder einer vergleichbaren Institution festgelegt.

Aphasie-Patienten können aufgrund ihrer Sprachstörungen und möglicher damit einhergehender körperlicher Beeinträchtigungen auf verschiedene Formen der Pflege angewiesen sein. Die Pflegestufe berücksichtigt die individuellen Bedürfnisse und den Unterstützungsbedarf des Patienten im Alltag. Sie hat Auswirkungen auf die finanzielle Unterstützung beim Organisieren einer sozialen Versorgung.

Dabei spielen verschiedene Kriterien eine Rolle, darunter:

  1. Kommunikationsfähigkeit: Die Fähigkeit des Patienten, sich verbal und nonverbal auszudrücken sowie Sprache zu verstehen, wird untersucht. Je stärker die Beeinträchtigung, desto höher ist oft der Pflegebedarf.
  2. Alltagskompetenz: Die Selbstständigkeit des Patienten bei täglichen Aktivitäten wie Essen, Anziehen, Waschen und Toilettengang wird bewertet. Aphasie hat durch neuropsychologische Phänomene wie Apraxie oder sensorische Störungen (Verständnis) Auswirkungen auf diese Bereiche.
  3. Mobilität: Wenn der Patient aufgrund von Aphasie oder damit einhergehenden Halbseitenlähmung in seiner Mobilität eingeschränkt ist, wirkt sich dies auf die Pflegestufe aus.
  4. Medizinische Versorgung: Die Notwendigkeit von medizinischer Versorgung und Therapien wie Logopädie oder Physiotherapie wird berücksichtigt.
  5. Psychische und soziale Aspekte: Auch psychische Gesundheitsprobleme wie Depressionen und soziale Aspekte wie die Verfügbarkeit von Unterstützung durch Angehörige werden in die Bewertung einbezogen.

Leistungen und Unterstützungsmöglichkeiten

Je nach Pflegestufe stehen Aphasie-Patienten unterschiedliche Leistungen und Unterstützungsmöglichkeiten zur Verfügung. Dazu gehören finanzielle Leistungen zur Deckung der Pflegekosten, Unterstützung durch Pflegedienste und -personal, sowie der Zugang zu therapeutischen Maßnahmen wie Logopädie und Physiotherapie. Angehörige können auch Entlastungsleistungen in Anspruch nehmen, um die Pflege zu Hause zu erleichtern.

Die folgende Tabelle ist ein Richtwert für die Bewertung einer Sprachstörung. Der Grad der Behinderung kann höher ausfallen, wenn weitere Störungen wie Gangstörungen oder Lähmungen festgestellt werden.

Tabelle mit Pflegestufe bei einer Aphasie je nach Schweregrad der Aphasie.
Tabelle mit Pflegestufe bei einer Aphasie je nach Schweregrad der Aphasie (adaptiert von pflege.de)

Kann man mit Aphasie Lesen?

Menschen mit Aphasie können in der Regel lesen, jedoch kann die Fähigkeit zum Lesen je nach Schweregrad und den unterschiedlichen Formen der Sprachstörung variieren. Bei manchen Aphasie-Patienten bleibt die Lesefähigkeit weitgehend erhalten, während andere möglicherweise Schwierigkeiten haben, geschriebene Wörter zu erkennen oder den Sinn von Texten zu verstehen.

Einige Betroffene können Buchstaben oder Wörter vertauschen oder Schwierigkeiten haben, Sätze zu entziffern. Dennoch können therapeutische Maßnahmen wie Logopädie und andere spezielle Trainings dazu beitragen, die Lesefähigkeit bei Menschen mit Aphasie zu verbessern. Geduld und Unterstützung von Angehörigen und Fachleuten sind entscheidend, um den Betroffenen bei ihrer Genesung zu unterstützen und ihnen den Zugang zur geschriebenen Sprache zu erleichtern.

Generell kann man sagen, dass eine flüssige (Wernicke bzw. sensorische) Aphasie eher Probleme beim Lesen haben als nicht flüssige (expressive, motorische oder Broca). Jedoch ist es auch bei nicht flüssigen Formen möglich, dass das Sprachverständnis, und somit auch das Lesen, beeinträchtigt sind. Die schwere Form, eine globale Aphasie, kann sicher nicht lesen.

Schreiben und Lesen bei einer Aphasie

Da Sprache mehrere Modalitäten außerhalb von Sprechen und Verstehen betrifft, können Aphasiker auch Probleme beim Schreiben oder Lesen haben. Logopäden/innen nennen dies Probleme auf Schriftebene.

Für Aphasie-Patienten kann das Schreiben zu einer frustrierenden Aufgabe werden. Die Beeinträchtigung der Sprachzentren im Gehirn kann sich auf die Fähigkeit auswirken, klare und verständliche Texte zu verfassen. Dies kann sich in verschiedenen Formen äußern:

  1. Agrammatismus: Aphasie-Patienten neigen dazu, unvollständige oder grammatikalisch fehlerhafte Sätze zu schreiben. Die Struktur und der Aufbau von Texten sind oft gestört.
  2. Wortfindungsstörungen: Das Finden von geeigneten Wörtern kann erschwert sein, was zu unverständlichen oder unzusammenhängenden Texten führt.
  3. Verlangsamte Schreibgeschwindigkeit: Die Zeit, die benötigt wird, um einen Text zu verfassen, kann stark zunehmen.

Das Lesen kann ebenfalls von einer Aphasie beeinträchtigt sein. Patienten können Schwierigkeiten haben, gedruckte oder geschriebene Texte zu verstehen. Dies kann sich in verschiedenen Formen zeigen:

  1. Alexie: Bei dieser Form der Aphasie können Patienten Buchstaben und Wörter nicht mehr richtig erkennen und in Zusammenhang setzen.
  2. Lesegeschwindigkeit: Die Leseleistung kann verlangsamt sein, da das Entziffern von Text mehr Zeit in Anspruch nimmt.
  3. Verständnisprobleme: Selbst wenn Wörter korrekt erkannt werden, kann das Verständnis des Gelesenen eingeschränkt sein.

Unterstützung beim Lesen

Angehörige können die folgenden Maßnahmen ergreifen, um Aphasie-Patienten beim Lesen zu unterstützen:

  • Vorlesen: Das Vorlesen von Texten kann helfen, das Verständnis zu verbessern, da der Patient die Informationen auditiv aufnimmt.
  • Einfache Texte: Die Bereitstellung von einfachen und gut strukturierten Texten kann das Lesen erleichtern.
  • Begleitung bei Arztbesuchen und Behördengängen: Wenn der Patient Schwierigkeiten beim Lesen von Formularen oder Anweisungen hat, ist es hilfreich, bei wichtigen Terminen Unterstützung anzubieten.

 Können Aphasiker Lügen erkennen?

Die Fähigkeit Lügen zu erkennen ist eine komplexe soziale und kognitive Fertigkeit, die bei Menschen mit Aphasie unterschiedlich beeinträchtigt sein kann. Es ist wichtig zu verstehen, dass auch bei einer Broca Aphasie (expressive oder motorische Aphasie) das Sprachverständnis beinträchtig sein kann und dadurch Betroffene Lügen nicht erkennen können. 

Die Beeinträchtigung kann je nach Art und Schwere der Aphasie variieren. Einige Aphasiker können subtile Unterschiede in der Sprache, die auf Unwahrheiten hinweisen, möglicherweise nicht erfassen. Sie könnten Schwierigkeiten haben, Ironie, Sarkasmus oder nonverbale Hinweise zu erkennen, die in vielen Lügensituationen eine Rolle spielen.

In einigen Fällen können Aphasie-Patienten immer noch Lügen erkennen, wenn sie sich auf andere Hinweise wie die Glaubwürdigkeit der Person oder den Kontext der Kommunikation stützen. Bei einer globalen Aphasie erkennt der Patient sicherlich keine Lügen, da seine komplette sprachliche Fähigkeit gestört ist.

Selbständigkeit und Versorgung

Die Erhaltung oder Wiederherstellung der Selbstständigkeit von Aphasie-Patienten ist ein wichtiger Aspekt in der langfristigen Versorgung. Die Fähigkeit, alltägliche Aufgaben selbstständig auszuführen, hat einen großen Einfluss auf die Lebensqualität dieser Patienten.

Je nach Schweregrad der Aphasie können Aufgaben wie die Kommunikation, Nahrungsaufnahme, persönliche Hygiene und die Medikamenteneinnahme beeinträchtigt sein. In einigen Fällen kann die Unterstützung erforderlich sein, um alltägliche Handlungen auszuführen und gleichzeitig die Sicherheit zu gewährleisten. Dies kommt insbesondere darauf an, ob das Sprachverständnis beeinträchtig ist und neuropsychologische Defizite wie Apraxie, Aufmerksamkeitsstörung oder Planungsflexibilität betroffen sind.

Die Angehörigen sollten in enger Zusammenarbeit mit dem medizinischen Team und Therapeuten daran arbeiten, klare Kommunikationsstrategien zu entwickeln, die dem Patienten die Teilnahme am täglichen Leben erleichtern. Dies kann die Verwendung von Kommunikationshilfen, Bildern oder anderen unterstützenden Techniken umfassen.

Die Pflege und Versorgung von Aphasie-Patienten erfordert Geduld, Empathie und eine kontinuierliche Anpassung an die Bedürfnisse des Einzelnen. Die Förderung von Selbstständigkeit, wo immer möglich, kann das Selbstbewusstsein und die Lebensfreude der Patienten steigern.

Berufswiedereinstieg nach Aphasie

Der Berufswiedereinstieg nach einem Schlaganfall mit Aphasie kann eine komplexe Herausforderung darstellen. Die Sprachstörung kann sich in vielerlei Hinsicht auf die berufliche Tätigkeit auswirken.

In vielen Fällen erfordert der Wiedereinstieg viel Geduld und eine schrittweise Herangehensweise. Es ist wichtig, realistische Ziele zu setzen und den Wiedereinstieg schrittweise zu meistern. Die Zusammenarbeit mit Therapeuten ist entscheiden um die beruflichen Fähigkeiten und die Kommunikationsfähigkeit des Betroffenen zu verbessern.

Es ist wichtig zu betonen, dass der Berufswiedereinstieg nach Aphasie keine einmalige Entscheidung ist, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Gespräche mit dem Arbeitgeber über Voraussetzung beider Parteien für ein gutes Miteinander sind wichtig.

Es gibt verschiedene Ressourcen und Programme, die Menschen mit Aphasie dabei unterstützen können, erfolgreich in das Berufsleben zurückzukehren. Hier sind einige Schritte und Maßnahmen, die bei diesem Prozess hilfreich sein können:

  1. Berufliche Rehabilitation: Berufliche Rehabilitationszentren bieten spezialisierte Programme für Menschen mit Aphasie an. Diese Programme umfassen oft Sprach- und Kommunikationstherapie sowie berufliche Fähigkeitstrainingseinheiten. Sie sind darauf ausgerichtet, die Fähigkeiten und das Selbstvertrauen des Betroffenen wiederherzustellen und zu stärken.
  2. Sprachunterstützende Technologien: Es gibt eine Vielzahl von Technologien und Softwareanwendungen, die Menschen mit Aphasie dabei unterstützen, effektiver zu kommunizieren. Text-to-Speech-Software, Sprachgeneratoren und mobile Apps können in beruflichen Kontexten nützlich sein, um schriftliche oder gesprochene Nachrichten zu erstellen.
  3. Austausch mit Kollegen: Ein unterstützendes Arbeitsumfeld kann entscheidend sein. Der offene Dialog mit Kollegen und Vorgesetzten über die Bedürfnisse des Aphasie-Patienten kann dazu beitragen, Verständnis und Unterstützung zu fördern.
  4. Anpassungen am Arbeitsplatz: Je nach den individuellen Herausforderungen des Betroffenen können Anpassungen am Arbeitsplatz notwendig sein. Dies kann den Einsatz von visuellen Hilfsmitteln, klaren schriftlichen Anweisungen und die Reduzierung von verbalen Kommunikationsanforderungen umfassen.
  5. Berufliche Neuorientierung: In einigen Fällen ist es möglicherweise notwendig, eine berufliche Neuorientierung in Betracht zu ziehen. Das bedeutet, dass der Betroffene eine neue berufliche Richtung einschlägt, die besser zu seinen veränderten Fähigkeiten und Bedürfnissen passt. Berufliche Beratungsdienste können dabei helfen, geeignete Alternativen zu erkunden.

Langzeit Verlauf

Der Langzeitverlauf von Aphasie kann von Fall zu Fall erheblich variieren und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass die Fortschritte langsam sein können, und einige Betroffene werden möglicherweise nie vollständig zu ihrer vorherigen Sprachfähigkeit zurückkehren.

Generell sagt man, dass im frühen Verlauf die besten Fortschritte und höchste Möglichkeit einer vollen Heilung erzielt werden können. Nach einem Jahr fällt die Lernkurve deutlich ab, sodass nur mehr sehr kleine Fortschritte erzielt werden können. Dennoch macht es auch Sinn in der chronischen Phase intensiver Therapiezyklen zu haben, da kleine und gezielte Fortschritte einen großen Umschlag in die Kommunikationsfähigkeit im Alltag haben können.

Der Langzeitverlauf von Aphasie erfordert Geduld, Anpassungsfähigkeit und die Bereitschaft, die Fortschritte des Betroffenen zu feiern, egal wie klein sie sein mögen. Die Unterstützung und das Verständnis der Angehörigen sowie ein multidisziplinärer Ansatz zur Therapie und Betreuung sind entscheidend, um die Lebensqualität langfristig zu verbessern.

Hier sind einige wichtige Aspekte des Langzeitverlaufs und der Rehabilitation:

  1. Verbesserung der Kommunikationsfähigkeiten auf allen Sprachebenen : Viele Menschen mit Aphasie zeigen im Laufe der Zeit eine Verbesserung ihrer Kommunikationsfähigkeiten indem sie erlernte Fähigkeiten besser einsetzen. Dies kann durch Gestik oder Mimik passieren oder durch Kompensationsstrategien wie ruhiges oder langsameres Reden. Außerdem unterstützen Fortschritte beim Schreiben und beim Sprachverständnis die Ausdrucksprobleme.
  2. Anpassungsfähigkeit: Ein wichtiger Faktor im Langzeitverlauf ist die Anpassungsfähigkeit des Betroffenen und seines Umfelds. Menschen mit Aphasie lernen oft, alternative Kommunikationswege zu nutzen. Gleichzeitig sollten auch Angehörige und Freunde lernen, die Bedürfnisse des Betroffenen besser zu verstehen und darauf einzugehen.
  3. Rückfälle und Herausforderungen: Leider passieren im Laufe des Lebens nach einem Schlaganfall Rückfälle erleben. Ein banaler Harnwegsinfekt kann die sprachliche Leistung deutlich verschlechtern oder eine Epilepsie entwickelt sich im Verlauf. Es ist wichtig, diese Rückfälle nicht als Rückschritt zu interpretieren, sondern als Teil des Gesamtverlaufs. Die Fortsetzung der Therapie und Unterstützung ist auch in schwierigen Zeiten von großer Bedeutung.
  4. Soziale und emotionale Anpassung: Die Wiedereingliederung in den Alltag betrifft nicht nur die Sprachfähigkeiten, sondern auch die soziale und emotionale Anpassung des Betroffenen. Viele Menschen mit Aphasie erleben Gefühle von Frustration, Isolation und Depression. Die Unterstützung durch Angehörige, Therapeuten und Selbsthilfegruppen kann dazu beitragen, diese Herausforderungen leichtern zu bewältigen.
  5. Langfristige Lebensqualität: Letztendlich ist das Ziel  die Verbesserung ihrer Lebensqualität. Dies kann durch eine Kombination aus Sprachtherapie, sozialer Unterstützung und der Nutzung von Unterstützungsmitteln erreicht werden. Die Angehörigen spielen eine entscheidende Rolle bei der langfristigen Betreuung und sollten sich über Ressourcen informieren, die ihnen bei der Bewältigung dieser wichtigen Aufgabe helfen.

Kann sich eine Aphasie verschlechtern?

Es gibt mehrere Gründe warum sich eine Aphasie akut, von einem Moment auf den anderen, verschlechtern kann. Diese Ursachen müssen im Krankenhaus abgeklärt werden.

  1. ein neuer Schlaganfall der wieder das Sprachzentrum betrifft. Nur bildgebende Verfahren wie CT oder MR können darüber Auskunft geben.
  2. ein epileptischer Anfall, weil durch die alte Durchblutungsstörung eine Narbe entstanden ist, welche sich elektrisch entladen kann und eine Verschlechterung de sprachlichen Leistung hervorruft.
  3. Infekte, egal ob Harnwegsinfekt oder Lungenentzündung.

Langsame Verschlechterungen können folgende Ursachen haben:

  1. das natürliche Altern des Gehirn. Im Laufe der Zeit bauen wir alle geistig ab.
  2. zusätzliche Demenz, egal welcher Ursache (vaskulär, Parkinson, Alzheimer, etc.).
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