
Schlaganfall und Rauchen: Fakten im Überblick für ein rauchfreies gesundes Leben
Nach einem Schlaganfall nicht mit dem Rauchen aufzuhören ist gefährlich und fahrlässig. Rauchen ist ein weit verbreitetes gesundheitliches Risiko, und seine Verbindung zum Schlaganfall ist erschreckend. Wer nach einem Schlaganfall weiter raucht riskiert den zweiten Schlaganfall.
Inhalt
Kann Rauchen einen Schlaganfall verursachen?
Rauchen kann einen Schlaganfall verursachen und ist einer der wichtigsten Risikofaktoren. Unter anderem besteht ein direkter Zusammenhang zwischen Zigarettenanzahl und Schlaganfallrisiko. Ein Schlaganfall wegen Rauchen kann direkt bei Engstellen an der Halsschlagader (hochgradige Karotisstenosen) nachgewiesen werden, da diese starken Gefäßverkalkungen nur bei Rauchern entstehen und Hirninfarkte verursachen. Rauchen ist auch ein wichtiger Risikofaktor für Hirnblutungen, nicht nur Hirninfarkte.
Rauchen ist nach Bluthochdruck der zweitwichtigste Risikofaktor bei der Entstehung eines Schlaganfalls und macht Schätzungen zu Folge circa 20% der Schlaganfallast aus. Die direkten Auslöser wie lokale Gefäßwandentzündungen und Gefäßwandverkalkungen sind als Schlaganfallursache gut erforscht.
Das erhöhte Schlaganfallrisiko als Raucher gilt auch für Frauen und jede Ethnie, egal ob afroamerikanisch oder asiatisch.
Wie verursacht Rauchen einen Schlaganfall?
Rauchen verursacht sowohl ischämische Schlaganfälle (Hirninfarkte) als auch hämorrhagische Schlaganfälle (Hirnblutungen).
Rauchen hat mehrere schädliche Wirkungen auf die Gefäßwand wodurch das Risiko für Hirninfarkte steigt:
- Nikotin und die Schadstoffe in der Zigarette verursachen chemisch gesehen einen oxidativen Stress. Dadurch entsteht eine chronische Entzündung und Schädigung der arteriellen Gefäßwand und daraus folgend im Laufe der Jahre eine schwere Gefäßverkalkung (Atherosklerose).
- Rauchen verursacht erhöhte Blutfettwerte (Hypercholisterinämie). Insbesondere das „schlechte“ LDL Cholesterin lagert sich dann in die chronischen Gefäßwandschäden bzw. –entzündungen ab und verstärkt die Gefäwandsklerose.
- Die in Zigaretten enthaltenen Schadstoffe aktivieren die Blutplättchen mit Anregung des Gerinnungssystems und erhöhten Risiko für Gerinnsel und Streuung.
- Nitrit Oxid, ein freies radikal im Zigarretenrauch, erniedrigt den Hirnblutfluss, ausgelöst durch ein Zusammenschnüren der Gefäße.
Es gibt wissenschaftlich nachgewiesene Ursachen die auch das erhöhte Hirnblutungsrisiko durch Rauchen erklären:
- Aufgrund der oben beschrieben vermehrten Gefäßwandverkalkung, sinkt die Gefäßwandelastizität, wodurch die Gefahr des Einreißens einer Arterie steigt.
- Rauchen erhöht den Blutdruck, womit Gefäße leichter platzen und Hirnblutungen verursachen.
- Durch den Verlust der Elastizität der Gefäße entstehen leichter Aneurysmen, Gefahrenquelle für eine subarachnoidal Blutung.
Gibt es eine Statistik zu Schlaganfall und Rauchen?

Das Risiko einen Schlaganfall durch Rauchen zu erleiden ist durch mehrere Zahlen und Fakten in großen Beobachtungsstudien nachgewiesen.
- Raucher haben im Vergleich zu einem Nichtraucher ein zwei- bis dreifach erhöhtes Hirninfarktrisiko, während das Hirnblutungsrisiko sogar vier- bis sechsfach erhöht ist.
- Es besteht eine direkte Korrelation zwischen Zigarettenanzahl und Höhe des Schlaganfallrisikos. Wer über 40 Zigaretten am Tag raucht hat ein doppelt erhöhtes Schlaganfall Risiko im Vergleich zu 10 Zigaretten am Tag.
- Auch passiv Rauchen beeinflusst das Schlaganfallrisiko, denn Nichtraucher mit einem rauchenden Lebenspartner haben das doppelte Schlaganfallrisiko im Vergleich zu Nichtraucher Haushalte.
- Nach einem Rauchstopp dauert es fünf Jahren bis man das gleiche Schlaganfall Risiko wie ein Nicht Raucher hat.
Erhöht Rauchen und Alkohol das Schlaganfallrisiko?
Rauchen ist zwar der wichtigere Risikofaktor als Alkoholkonsum hinsichtlich des Schlaganfallrisikos, aber das Erkrankungsrisiko addiert sich durch Alkoholkonsum und gleichzeitig rauchen und steigt stetig über die Jahre an. Das Hirninfarkt Risiko ist deutlich erhöht, während das Hirnblutungsrisiko hauptsächlich über die Entstehung von Hirnaneurysmen beeinflusst ist.
Erhöhtes Schlaganfallrisiko durch Rauchen und die Pille?
Das in der Pille enthaltene Östrogen und Progesteron fördert durch die Aktivierung der Gerinnungsfaktoren Entstehung von Gerinnsel im Blut. Wenn zusätzlich zum Rauchen die Pille eingenommen wird, steigt das Schlaganfallrisiko (insbesondere das Hirninfarktrisiko) an. Vor allem bei über 35-jährige Frauen, welche die Pille einnehmen, ist das Schlaganfallrisiko deutlich erhöht.
In einer rückblickenden Studie mit 770 Patientinnen mit einem thrombotischen Ereignis (Beinvenenthrombose, Pulmonalembolie oder Schlaganfall) und Einnahme der Pille gab es 70 Hirninfarkte. Interessanterweise waren alle Schlaganfallpatientinnen in dieser Studie gleichzeitig auch Raucherinnen.
Schlaganfall und weiter Rauchen?
Nur weil bereits ein Schlaganfall passiert ist, heißt das nicht, dass plötzlich die negativen Effekte vom Rauchen aufhören. Wer nach einem Schlaganfall weiter raucht, hat innerhalb von 2 ½ Jahren nach einem Schlaganfall eine 90% Chance einen zweiten Schlaganfall zu erleiden. Die Gefäße verkalken weiter und das Gerinnselrisiko bleibt erhöht.
In Jahren ausgedrückt haben Patienten die nach einer Herz-Kreislauf-Erkrankung (Herzinfarkt oder Schlaganfall) erfolgreich zum Rauchen aufhören 10 Jahre später ein Zweitereignis im Vergleich zu Betroffene die weiter rauchen und leben im Durchschnitt 5 Jahre länger.
Außerdem ist der erfolgreiche Rauchstopp gleicheffektiv wie Medikamente und wichtiger Baustein um einen zweiten Schlaganfall zu verhindern. Das Nichtrauchen nach einem Schlaganfall hat den gleichen schützenden Effekt wie eine „leichte Blutverdünnung“ (Thrombo Ass oder Clopidogrel) oder Cholesterinsenker.
Wer trotz Schlaganfall weiter raucht, verhindert auch eine erfolgreiche Rückkehr in den Alltag. In der Rehabilitation ist die neuronale Plastizität, also die Fähigkeit des Gehirns verlorene Funktionen mit anderen Hirnarealen auszugleichen, das um und auf. Durch das Weiterauchen wird diese maßgeblich eingeschränkt und man erholt sich schlechter von Halbseitenlähmungen oder Sprachstörungen. Dieser Effekt wird hauptsächlich durch die schlechtere Hirndurchblutung bei Rauchern erklärt.
Wie höre ich am besten nach einem Schlaganfall zum Rauchen auf?

Als Erstes muss man wissen, dass weder Zigarren oder Pfeifen ein guter Zigarettenersatz sind, weil das Schlaganfallrisiko trotzdem erhöht bleibt.
E-Zigaretten sind auch kein effektives Mittel um eine Rauchentwöhnung erfolgreich zu schaffen. Außerdem ist noch unklar ob E-Zigaretten gesundheitsschädlich sind. Es ist bewiesen, dass E-Zigaretten Zellwandschädigungen verursachen und den Blutdrucken erhöhen. Weil beides wichtige Risikofaktoren für einen Schlaganfall sind, empfiehlt jede Schlaganfall-Gesellschaft keine E-Zigaretten als Zigaretten Ersatz zu verwenden.
Am besten man wird sich den direkten Effekten des Rauchens auf das Schlaganfallrisiko bewusst und nimmt dies als Anlass die ersten Schritte zur Raucherentwöhnung zu gehen:
- Eine Kombinationstherapie mit Medikamenten (Vareniclin oder Bupropion) und professioneller Entzugsbegleitung sind am effektivsten. Fragen Sie Ihrer/n Ärzt/in nach Unterstützung. Leider haben viele Krankenhäuser keine Raucherentwöhnungsprogramme, deswegen können Online Programme wie Nichtraucherhelden oder die Telefonberatung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung weiterhelfen.
- Ein Umfeld aus Nichtrauchern erleichtert deutlich den Stopp. Man hat nachgewiesen, dass Patienten mit Nichtraucherfamilien deutlich häufiger erfolgreich mit dem Rauchen nach einem Schlaganfall aufhören. Reden Sie mit ihren Angehörigen und Freunde, ob diese mit Ihnen zum Rauchen aufhören wollen.
- Setzen Sie sich messbare und realistische Ziele. Reduzieren Sie täglich oder wöchentlich Ihre Zigarettenanzahl, denn jede Zigarette zählt aufgrund des direkten Zusammenhangs mit dem Schlaganfallrisiko.
- Nützen Sie es aus, dass Sie am Anfang Ihrer Erkrankung nicht die Schlaganfalleinheit nicht verlassen dürfen oder die Raucherbereiche im Krankenhaus weit entfernt sind. Die ersten Tage gibt es noch einen körperlichen Entzug, nachher ist es reine Kopfsache.
- Ersetzen Sie das Ritual des Rauchens mit einer anderen positiven Gewohnheit. Führen Sie stattdessen Physiotherapie- oder Logopädieübungen durch oder Schreiben Sie einem geliebten Menschen eine Whatsapp Nachricht.
Erhöhen E-Zigaretten das Schlaganfall Risiko?
Die wissenschaftliche Datenlage zu E-Zigaretten und Schlaganfall ist leider unklar. Weil E-Zigaretten Zellwandschädigungen verursachen und den Blutdruck erhöhen, geht man von einem erhöhten Schlaganfallrisiko aus. E-Zigaretten Benützer zeigen zwar weniger Schlaganfälle als Zigarrettenraucher, aber sind interessanterweise früher von Schlaganfällen betroffen. Die Langzeitschäden vom E-Zigaretten rauchen sind derzeit noch nicht bekannt, weshalb die Schlaganfallgesellschaften sich gegen E-Zigaretten zur Raucherentwöhnung aussprechen und von einem erhöhten Schlaganfallrisiko ausgehen.