Schlaganfall und Ernährung: Die Macht der richtigen Lebensmittel

Beim Schlaganfall ist die Ernährung mit der richtigen Auswahl von Lebensmitteln eng miteinander verknüpft. Die Ernährung ist ein wichtiger beeinflussbarer Faktor um das Schlaganfallrisiko zu senken.  Unsere Essgewohnheiten und Lebensmittel Auswahl beeinflussen Schlaganfall Risikofaktoren wie Gefäßverkalkungen (Arteriosklerose) und Bluthochdruck.

Wie eine gesunde Ernährung einen Schlaganfall vorbeugen kann

Hohe Cholesterinwerte (wie das Blutfett LDL-Cholesterin) beschleunigen die Verkalkung in Arterien und sind mit einem hohen Verzehr von industriell verarbeiteten Lebensmitteln (wie z.B. Fertigprodukte und Wurstwaren) vergesellschaftet. Diese Lebensmittel enthalten viel Salz und sind arm an Ballaststoffe und erhöhen das Risiko für Herzinfarkte, Hirninfarkte sowie Hirnblutungen.

Bluthochdruck lässt ebenfalls die Arterien schneller verkalken und leichter platzen, ein wichtiger Beitrag für ein höheres Hirnblutungsrisiko. Bluthochdruck wird maßgeblich durch unser Salzkonsum und kaliumreiche Kost wie Obst und Gemüse beeinflusst.

Lebensmittel die einen Schlaganfall vorbeugen

Untersuchungen haben gezeigt, dass eine natürliche und abwechslungsreiche Ernährung  sowie die Lebensmittelqualität wichtiger sind als einzelne Lebensmittel. In über viele Jahre durchgeführte Beobachtungsstudien ist der Einfluss einzelner Lebensmittel auf das Schlaganfallrisiko schwierig nachzuweisen, da viele andere Umweltfaktoren außer die Ernährung Faktoren auf die Patienten wirken.

Übersicht über Lebensmittel die einen Schlaganfall vorbeugen
Übersicht über Lebensmittel die einen Schlaganfall vorbeugen

Diese Lebensmittel senken das Schlaganfallrisiko:

  • Über fünf Portionen Obst pro Tag
  • mehr als drei Mal in der Woche Fisch am Teller (egal welche Sorte)
  • drei bis vier Tassen Kaffee am Tag
  • drei Tassen Grün oder Schwarz Tee am Tag
  • ein Glas Rot- oder Weißwein fünf Mal die Woche

Der Schutz vor Schlaganfällen durch Obst wird durch die darin enthaltenen Antioxidantien erklärt, welche die Gefäßinnenwand (Endothel) vor chronischer Entzündung und Verkalkung (Arteriosklerose) schützen. Der schützende Effekt von Kaffee oder Tee ist ebenfalls den Antioxidantien geschuldet und nicht wie oft irrtümlich gedacht dem Koffeingehalt. Der positive Effekt von Kaffee oder Tee nimmt jedoch mit einer ausgeglichenen Ernährung ab.

Anfänglich wurde der hohe Omega-3 Gehalt in fettigen Fischen (Lachs oder Makrele) als Ursache für den guten Schlaganfallschutz angenommen. Jedoch wurde bewiesen, dass eine Supplementation mit Omega-3 Kapseln einen guten Schutz vor Herzinfarkte bietet, jedoch nicht vor Schlaganfälle. Das gleiche Prinzip gilt für in fettigen Fleischprodukten sowie Fertigprodukten enthaltenen mehrfach ungesättigte Fettsäuren oder Transfette, die zwar ein erhöhtes Herzinfarktrisiko bringen, aber keinen Nachteil auf das Schlaganfallrisiko zeigen.

Warum das seltene Trinken von Wein das Schlaganfallrisiko senkt ist noch unklar. Einerseits wird angenommen, dass Menschen die gute soziale Kontakte pflegen, regelmäßige in netter Gemeinschaft ein Glas Wein trinken und somit glücklicher und gesünder leben. Anderseits hat Wein auch eine antioxidative Wirkung.

Lebensmittel die einen Schlaganfall verursachen

  • schädlicher Alkoholkonsum
  • Salz (über 5g pro Tag)
  • Kaloriendichte Lebensmittel
Übersicht Alkoholgehalt ab dem das Schlaganfallrisiko steigt
Übersicht Alkoholgehalt ab dem das Schlaganfallrisiko steigt

Bei übermäßigem Alkoholkonsum steigt das Schlaganfallrisiko an. Bei Frauen steigt das Risiko für einen Schlaganfall ab einer Alkoholmenge von 20 Gramm pro Tag deutlich an, bei Männern steigt das Risiko ab 40 Gramm pro Tag. Diese Angabe entspricht für einen Mann eine halbe Flasche Wein, einem Liter Bier oder fünf Schnäpsen.

Bei Bluthochdruck versteifen unsere Gefäße schneller und es entstehen zusätzlich Gefäßwandschäden die eine Verkalkung (Arteriosklerose) fördern. Beide Prozesse sind maßgebliche Faktoren das Hirninfarkt sowie Hirnblutungsrisiko zu steigern. Der erste gemessene Blutdruckwert wird Systole genannt, der zweie Diastole. Der systolische Wert ist ein Ausdruck der Elastizität der Hauptschlagader (Aorta), während der diastolische Wert die Elastizität aller anderen Arterien widerspiegelt.

Der Salzkonsum hat einen großen Einfluss auf unseren Blutdruck. Bei gesunden Probanden wird der Blutdruck um 7mmHg systolisch bzw. 4mmHg diastolisch gesenkt, wenn die Salzeinnahme auf einen Esslöffel (5-6 Gramm) reduziert wird. Patienten mit einem bereits diagnostizierten Blutdruck zeigen sogar eine Senkung von 23mmHg systolisch bzw. 9mmHg diastolisch. Diese Blutdrucksenkungen entsprechen mehr als eine Halbierung des Schlaganfall Risikos.

Bei Übergewicht (Adipositas) entsteht ein durchgehend erhöhter Blutzuckerspiegel (Insulinresistenz) und der Blutdruck steigt an. Beide Folgen von Adipositas steigern das Schlaganfallrisiko. Lebensmittel die viele Kalorien enthalten, aber wenig sättigen, lassen schnell den Kalorientagesverbauch überschreiten, sodass man zunimmt. Am gefährlichsten ist das Fett um die Bauchorgane (viszerale Fett), das am besten mit dem Hüft-Taille Verhältnis gemessen wird.

Übergewicht wird über den Body Mass Index definiert, indem man das Körpergewicht durch die zweifach multiplizierte Körpergröße in Meter dividiert. Jedes senken einer Einheit des BMI (Body Mass Index gemessen in kg/m³) verringert das Schlaganfallrisiko um 5 Prozent. Zu beachten ist, dass die Schlaganfall Sterblichkeit bei Untergewichtigen Patienten auch erhöht ist.

Der Einfluss der mediterranen Diät auf das Schlaganfallrisiko

Übersicht typischer Lebensmittel bei der Mediterranen Diät um einen Schlaganfall vorzubeugen
Übersicht typischer Lebensmittel bei der Mediterranen Diät um einen Schlaganfall vorzubeugen

Die mediterrane Diät ist durch die italienische, spanische und griechische Küche geprägt. Sie ist von reichlich Olivenöl, Obst, Nüsse, Gemüse sowie Getreideprodukte gekennzeichnet. Fisch und Geflügel werden im Maße gegessen, während Milchprodukte, rotes Fleisch und verarbeitete industrielle Produkte vermieden werden. Die mediterrane Diät ist der am besten untersuchte Ernährungsstil.

Im Vergleich zu einer Diät mit vielen Kohlenhydraten und fettarmen Proteinquellen („Low Fat Diät“) vermied die mediterrane Diät bei über 7400 Patienten innerhalb von fünf Jahren drei Herzinfarkte oder Schlaganfälle pro 1000 Patientenjahre.

Eine Alternative zur mediterranen Diät wurde in der „nordischen Diät“ gefunden. Beide Ernährungsweisen teilen einen hohen Fischkonsum, während die „nordische Diät“ zusätzlich viel Kohl und Wurzelgemüse, Äpfel und Birnen sowie Beeren, Getreideprodukte (Hafer und Gerste) sowie Rapsöl beinhaltet. Die „nordische Diät“ zeigte einen positiven Effekt auf Bluthochdruck, erhöhte Blutfette (Hypercholesterinämie) sowie einen Gewichtsverlust mit einem um daraus folgenden 30% verringerten Schlaganfallrisiko bei Patienten.

Vegane Ernährung und Schlaganfall

Es gibt noch zu wenige und hochqualitative wissenschaftliche Studien bezüglich einer veganen Ernährung und Einfluss auf das Schlaganfallrisiko. Ein direkter Einfluss einer veganen Ernährung auf das Schlaganfallrisiko konnte bis jetzt nicht nachgewiesen werden, aber viele Risikofaktoren wurden positiv beeinflusst. Veganer leiden weniger an Herzinfarkte oder periphere arterielle Verschlusskrankheiten (pAVK) somit ist es nur eine Frage der Zeit bis das Gleiche für den Schlaganfall nachgewiesen wird.

Übersicht der Vorteile einer veganen Ernährung bei Schlaganfall
Übersicht der Vorteile einer veganen Ernährung bei Schlaganfall

Unter einer veganen Ernährung

  • sinkt der Blutdruck
  • gibt es weniger Adipositas
  • entwickelt man seltener Diabetes (gestörte Glukosetoleranz)
  • entwickelt sich langsamer Arteriosklerose (Gefäßverkalkungen)

Unklar ist ob diese Beobachtungen dadurch verzerrt sind, dass Veganer im Allgemeinen einen gesünderen Lebensstil haben (weniger Rauchen und mehr Sport betreiben). Die Frage ist ob eine ausgeglichene, unverarbeitete Ernährung mit tierischen Produkten unter den gleichen Lebensstilvoraussetzungen genau das gleiche Schlaganfallrisiko wie Veganismus hat.

Gegen eine vegane Ernährung sprechen zwei Risikofaktoren:

  • Vitamin B12 Mangel
  • Proteinmangel

Es wurde diskutiert, aber bis jetzt nicht nachgewiesen, ob ein niedriger Vitamin b12 Mangel mit einem erhöhen Schlaganfallrisiko einhergeht. Eine Unterernährung mit einem Albuminmangel im Blut (Transporterprotein) erhöht das Schlaganfallrisiko und verschlechtert die Heilungschancen. Natürlich ist bei einer veganen Ernährung diese zwei Mängel kein Muss und ein Zeichen für eine einfältige Ernährung.

Vegetarische Ernährung und Schlaganfall

Eine vegetarische Ernährung erscheint ebenfalls vielversprechend in der Schlaganfallvermeidung. Sie senkt viele Risikofaktoren wie Übergewicht oder Bluthochdruck. Natürlich ist wieder die Frage mit welchem Essverhalten die vegetarische Vergleichsgruppe verglichen wird und ob Vegetarier nicht im Allgemeinen einen gesünderen Lebensstil führen. Jedenfalls sprechen sich mehre Gesellschaften für eine vegetarische Ernährung zum Senken des Schlaganfallsrisiko aus.

Die Ernährung nach einem Schlaganfall umstellen

Die wichtigsten Eigenschaften einer gesunden Ernährung, welche das Schlaganfallrisiko minimieren, sind viele natürliche Produkte sowie bioaktiv reiche Lebensmittel wie Obst und Gemüse zu essen und bei der Fleisch bzw. Fisch Wahl auf unverarbeitete Produkte mit niedrigen Salzgehalt zurück zu greifen (wenig Wurstwaren oder geräucherte Produkte). Außerdem soll auf industrielle Lebensmittel mit viel Zucker wie Süßspeisen oder Limonaden verzichtet werden.

Es gibt nur wenige Studien die den Einfluss von verschiedenen Lebensmitteln oder Ernährungsarten nach einem Schlaganfall untersuchen, zusätzlich haben diese Studien eine kleine Teilnehmeranzahl und schwache Vergleichsgruppen. Wenn man aber diese Studien zusammenfasst wird wieder ein positiver Effekt für eine Salz-arme Ernährung mit unverarbeiteten Produkten gefunden, insbesondere für die viel untersuchte mediterrane Diät.

Weniger gesättigte Fettsäuren aus Wurstwaren und Fertigprodukte hat nicht das Schlaganfallrisiko nach dem ersten Schlaganfall gesenkt, obwohl Maßgeblich das Herzinfarktrisiko gesunken ist. Interessanterweise gibt es einen direkten Zusammenhang zwischen LDL Cholesterin und Wiederholungsrisiko. Das heißt, umso niedriger das LDL Cholesterin, umso niedriger das Risiko an einem zweiten Schlaganfall zu erkranken. Somit scheint unsere LDL Werte nicht maßgeblich durch unsere Nahrungsaufnahme beeinflusst zu werden.

Zusätzliche Supplemente wie Omega-3 Kapseln oder Vitamin Präparate vermeiden keinen zweiten Schlaganfall. Nur Folsäure, auch Vitamin B9 genannt, senkte da Schlaganfallrisiko in typischen Regionen mit einem Folat-Mangel. Unter diesen Ländern zählen südliche Entwicklungsländer, die ihr Essen nicht mit Folsäure anreichern. Außerdem können Schwangere oder stillende, Alkoholiker sowie Menschen mit chronischen Magendarmkrankheiten oder durch bestimmte Medikamente (z.B. Metformin ein Medikament für die Zuckerkrankheit) an einem Folsäuremangel leiden.

Tipps zur Umstellung der Ernährung nach einem Schlaganfall

Lebensmittel, welche du nach einem Schlaganfall meiden solltest:

  • Salzreiche Kost wie Wurstwaren, geräucherte Lebensmittel oder Fertigprodukte. Anstatt nachzusalzen kannst du mehr Gewürze verwenden! Über 5g Salz am Tag steigert den Blutdruck und das Schlaganfallrisiko.
  • Zuckerhaltige Lebensmittel wie Süßigkeiten, Torten oder Limonaden. Durch industriellen Zucker wird die Glukosetoleranz des Körpers erhöht, welches zu Diabetes führent. In weiterer Folge verkalken die Gefäße schneller und man leidet leichter an Übergewicht.
  • Alkohol

Praktische Tipps wie man seine Ernährung nach einem Schlaganfall umstellt:

  • Mach kleine Umstellungen die langfristig zum Erfolg führen. Verändere jeden Monat 1-2 kleine Essgewohnheiten wie keine Limonaden zu trinken oder abends auf eine Mehlspeise zu verzichten.
  • Sei abenteuerlich und probiere neue Gerichte aus allen Küchen weltweit aus. Asiatische, indische, afrikanische Gerichte enthalten spannende Gewürze und Lebensmittelkombinationen die Spaß am Gaumen machen und Salz einsparen!
  • Sei flexibel, es gibt keinen perfekten Ernährungsplan, sondern nur einen gesunden langfristigen Umgang mit Essen mit dem du dich wohlfühlst! Suche gesunde, einfache Alternativen wie einen Salat mit Balsamico Dressing oder Hühnchen mit Reis und Zucchini.
  • Verlier nicht den Spaß am Essen. Kleine Sünden sind in Ordnung, aber übertreib es nicht!

Probleme mit der Ernährung nach einem Schlaganfall

Eine ausreichende Kalorienzufuhr mit einer ausgeglichenen Ernährung beeinflusst maßgeblich die Prognose nach einem Schlaganfall. Es wurde bewiesen, dass Patienten mit einer Unterernährung oder zu wenig Protein im Blut (Albumin) sich schlechter von einem Schlaganfall erholen und schwieriger in den Alltag zurückfinden. Fast 30% aller Schlaganfallpatienten mit einem Spitalsaufenthalt über 3 Wochen entwickeln eine Unterernährung.

Nach einem Schlaganfall können folgende Faktoren die Nahrungsaufnahme beeinflussen:

  • Armlähmungen oder Koordinationsstörungen machen es schwierig das Essen aufzuschneiden oder zum Mund zu Führen. Das Trinken kann dadurch auch maßgeblich beeinflusst sein.
  • Schluckprobleme verursacht durch den Schlaganfall (Dysphagie)
  • Gedächtnisstörungen lassen den Betroffenen vergessen regelmäßig zu trinken oder eine Mahlzeit einzunehmen oder zuzubereiten.
  • Fehlender Appetit, auch als Anzeichen einer Depression

In der Ergotherapie werden Strategien für das Essen erarbeitet und angepasstes Besteckt hergestellt. In der Logopädie wird gezielt an Schluckstörungen gearbeitet, vorrübergehend muss man Flüssigkeiten eindicken oder Gewisse Konsistenzen (z.B. Mischkonsistenzen) meiden.

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