Was tun nach der Schlaganfall Reha?

Nun ist man mit der Reha nach einem Schlaganfall fertig und steht vor der Ungewissheit den Alltag wieder zu bestreiten. Nicht nur wurde man mit einem Schlag aus seinem gesunden Leben gerissen, sondern dieser Anfall hat eine bleibende Lähmung oder Sprachstörung hinterlassen.

Eine Tasse Kaffee trinken, einen Pullover anziehen oder mit seinem Lebenspartner sprechen, im Alltag nehmen gesunde Menschen diese Tätigkeiten oft gar nicht bewusst wahr. Nicht so für Schlaganfallbetroffene, nun muss man das neu Erlernte in der Praxis anwenden und Automatismen entwickeln.

Diese Herausforderung zurück in den Alltag zu finden und mit seinen neurologischen Defiziten alte Gewohnheiten zu bestreiten oder neue Routinen zu schaffen ist Furcht erregend. Hier folgen einige Schritte und Tipps wie man nach der Schlaganfall Reha zurück in den Alltag findet.

Die drei wichtigsten Probleme die nach der Schlaganfallrehabilitation jemanden zu Hause erwarten sind:

  • Hilfsmittel für zu Hause
  • Fortführen der Therapie zu Hause
  • Ohne Angst das Leben wieder genießen

Hilfsmittel für zu Hause

Bevor man aus dem Reha Zentrum entlassen wird stellt sich die Frage ob man sich selber zu Hause versorgen kann. Dabei sind folgende Hilfsmittel wichtig:

  • Gehilfen wie Rollator, Gehbock oder Stöcke
  • Mobilitätshilfen wie Handläufe oder Türschwellen im Haus bzw. in der Wohnung
  • Schlaganfall gerechte Alltagswerkzeuge wie Dosenöffner oder Schneide-Hilfen
  • Notrufmöglichkeiten oder unterstützendes soziales Netzwerk wie ambulante Pflege
Übersicht der Hilfsmittel nach einem Schlaganfall.
Hilfsmittel für die Mobilität

Bevor mach nach erfolgreicher Rehabilitation nach Hause zurückkehrt, stellt sich immer die Frage ob man in seiner Mobilität eingeschränkt ist. Braucht man einen Rollator, kommt man mit diesem in die Wohnung, ist ein Lift vorhanden? Besteht Sturzgefahr wegen Teppiche oder Türschwellen? In solchen Fragen steht das Entlassungsmanagement des Reha-Zentrum immer zur Hilfe.

Kann man Alltagshandlungen wie kochen oder Wäsche waschen durchführen? Es gibt genügend Alltagsgegenstände wie Messer, Dosenöffner und Greifzangen damit man im Alltag alleine wieder zurechtkommt und seine neurologischen Defizite überwindet. Ergotherapeuten testen bereits in der Reha solche Situationen und geben Empfehlungen für zu Hause.

Wenn es doch zu einem Sturz kommt oder es gesundheitlich schlechter geht stellt sich immer die Frage wie man Hilfe bekommt. Es gibt Notrufknöpfe für das Handgelenk damit schnell die Rettung gerufen wird. Haben vielleicht Kinder oder Nachbarn einen Schlüssel zur Wohnung? Kann man sich mit seiner Sprachstörung überhaupt in Notfällen ausdrücken oder braucht man vorgeschriebene Notfallkarten?

Fortführen der Therapie zu Hause

Auch wenn der Alltag die beste Rehabilitation ist und insbesondere die ersten Tage zu Hause sehr ermüdend sind, ist eine weiterführende Betreuung zu Hause (ambulante Therapie) sehr wichtig. Erstens kann man bei neurologischen Fortschritten immer andere Defizite weiter verbessern und zweitens ist die therapeutische Kontrolle, ob man sich keine schädlichen Kompensationsmechanismen bzw. Gewohnheiten antrainiert, wichtig. Das Lebenslange Training ist wichtig um Folgeschäden zu verhindern.

Im Rehabilitationszentrum wird man je nach Bundesland, egal ob in Deutschland oder Österreich, die Therapie über einen Schlaganfallpfad fortgeführt oder Therapieeinheiten verschrieben. Die Therapiesitzungen können dann vom Hausarzt weiter verordnet werden, manchmal verlangt die Krankenkasse eine neurologische Stellungnahme zur Kostenrückerstattung.

Hier sind einige Links zur Suche geeigneter Therapeuten in der Umgebung zu finden.

Für Deutschland:

Für Österreich:

Ohne Angst das Leben wieder genießen

Jeder dritte Schlaganfallpatient entwickelt im Verlauf eine Depression. Deswegen ist es wichtig zu unterscheiden ob an einer Behandlungsbedürftigen Depression leidet oder eine normale Reaktion auf das die Herausforderung und die Ungewissheit ist.

Hinweise für eine „Post Stroke Depression“ (Depression nach einem Schlaganfall) sind:

  • Verweigerung die Therapie Fortzusetzen
  • Abnehmender Appetit
  • Sozialer Rückzug
  • Schlafstörungen

Es gibt auch einige Test um eine Depression festzustellen:

Bei dem Verdacht einer Depression kann ein Psychiater den Verdacht bestätigen und mit Medikamenten (Antidepressiva) und begleitender Gesprächstherapie helfen. Wichtig ist, dass es Zeit braucht eine Depression zu heilen und Medikamente nur ein Teil einer erfolgreichen Therapie sind.

Abgesehen von einer Depression ist es schwierig wieder in den Alltag zurückzufinden und ein Gleichgewicht zwischen Sorglosigkeit und Achtsamkeit zu finden. Auf der einen Seite muss man bewusst mit seiner Krankheit umgehen um einen gesunden Lebensstil gegen einen zweiten Schlaganfall pflegen und Langzeitfolgen mit Therapie verhindern, anderseits darf man nicht so ängstlich werden, dass man nicht mehr im normalen Alltag teilnimmt.

Deswegen ist es wichtig Ziele zu setzen und diese Etappenweise zu erreichen. Eine häufig verwendete Zielformulierung ist das Schlagwort „S.M.A.R.T.“ (englisch für klug).

Die einzelnen Buchstaben des Schlagwortes stehen für die geforderten Eigenschaften eines Ziels:

  • Spezifisch: Wird klar, was genau erreicht werden soll?  (z.B. wieder arbeiten können)
  • Messbar: Kann überprüft werden, in welchem Maße das Ziel erreicht wird?  (z.B. tägliche Arbeitsstunden)
  •  Attraktiv:  Ist das Ziel für einer Selber wichtig genug um die Motivation über Monate zu halten?
  • Realistisch: Halten Schlaganfallpatient und Therapeut das Ziel für erreichbar? (vor dem Hintergrund der neurologischen Ausfälle, Vorerkrankungen oder häusliches Umfeld)
  •  Terminiert: Was ist der Zeitrahmen für die Erreichung des Ziels? (z.B. bis zur Entlassung aus der Klinik, innerhalb von 6 Monaten nach Entlassung)

Die Ziele selber sollen die Bewältigung der Krankheit unterstützen und damit die Lebensqualität fördern. Es soll Freude an sportlicher, gestaltender oder geselliger Aktivität gewonnen werden und Zukunftsperspektiven geben.

Was sollte man nach einem Schlaganfall nicht machen?

Übersicht der Risikofaktoren für einen Schlaganfall
Übersicht der Risikofaktoren für einen Schlaganfall
  • Weiterrauchen
  • Übermäßig Alkohol trinken
  • Blutdruck nicht messen
  • Gewichtszunahme
  • Jährliche Gesundenuntersuchung mit LDL Cholesterin, Langzeitzucker und EKG versäumen
  • aus dem sozialen Leben zurückziehen
  • keinen Sport oder Bewegung regelmäßig betreiben

Folgeschäden nach einem Schlaganfall verhindern

Die wichtigsten Langzeitschäden die man mit einem gesunden, aktiven Lebensstil und Therapie vermeiden kann, sind:

  • Spastik (erhöhte Muskelspannung)
  • Orthopädische Gelenks- oder Sehnenschmerzen durch eine falsche Belastung oder Übergerbrauch
  • Sozialer Rückzug
  • Depression
  • Zweiter Schlaganfall

Rolle des Neurologen nach einem Schlaganfall

Der niedergelassene Neurologe hilft bei der Nachkontrolle von Schlaganfallursachen.

Er kann

  • mit dem Ultraschall die Gefäßverkalkungen kontrollieren (Stenosen)
  • eine Magnetresonanz zur Verlaufskontrolle von Aneurysmen vereinbaren
  • bei Nervenschmerzen helfen (neuropathischer Schmerz)
  • Epilepsie nach einem Schlaganfall (strukturelle Epilepsie) behandeln
  • Botox in Muskel gegen Spastik spritzen
  • Blutdruck und Blutfette besser einstellen

Bewegungsempfehlungen nach einem Schlaganfall

Bereits eine regelmäßige moderate Ausdauerbelastung von zwei mal dreißig Minuten in der Woche reduziert das Schlaganfallrisiko um 40 – 50 Prozent. Ausdauerbelastungen in Form von Wandern, Nordic Walking, Radfahren bzw. Laufband- und Fahrradergometertraining sind für Betroffene sehr gut geeignet die Gehstrecke, die Gehgeschwindigkeit und Alltagsaktivitäten zu verbessern. Aufgrund der positiven Effekte auf die Gehfähigkeit wird insbesondere ein aerobes Laufband- oder Gehtraining für Schlaganfallpatienten empfohlen.

Dabei sollten neben dem Lebensalter und der individuellen körperlichen Leistungsfähigkeit auch immer Begleiterkrankungen, wie beispielsweise Herzinfarkt, Bluthochdruck oder Diabetes berücksichtigt werden. Langzeittrainingseffekte, insbesondere der Einfluss auf Lebensqualität und Sterblichkeit, sind aktuell nicht ableitbar.

Belastbarkeit nach einem Schlaganfall

Jeder Schlaganfall ist anders und es muss individuell je nach Vorerkrankungen und Schlaganfallsymtpomen entschieden werden wie stark belastbar ein Patient nach einem Schlaganfall ist. Defizite wie Halbseitenlähmungen, Sprachstörungen oder Gleichgewichtsstörungen, aber auch Begleiterkrankungen wie Harnwegsinfekte oder Lungenentzündungen können die Akut und Post-Akut Rehabilitation beeinflussen.

Generell gilt umso kleiner die Schlaganfallsymptomatik, umso schneller erholt man sich und ist wieder für den Alltag bereit. Am Anfang wird man jedoch merken, dass schon der normale Alltag zu Hause anstrengend ist. Deswegen ist es immer an Besten sich etwas mehr Erholung zu gönnen als man selber erwartet. Am Anfang sollte man sich nie an seine Belastungsgrenzen stoßen und mindestens vier Wochen bis zur vollen Belastbarkeit warten.

Die Richtlinien der American Heart Association (AHA) empfehlen für Schlaganfallpatienten, 20 bis 60 Minuten Ausdauertraining an drei bis fünf Tagen pro Woche bei moderater Intensität durchzuführen. Eine Moderate Intensität wird an der Borg-Skala 11–14 gemessen bzw. an 40–70% des VO2max, welches nur durch ein Ergometer Test bestimmbar ist.

Weiters empfiehlt die AHA für Schlaganfallpatienten ein Krafttraining für die großen Muskelgruppen an zwei bis drei Tagen pro Woche bei moderater Intensität (50–80% des Einerwiederholungsmaximum) durchzuführen. Das Einerwiederholungsmaximum „RM“ bezeichnet die höchste Last die bei maximaler Kraftanstrengung gerade noch einmal über die gesamte Bewegung bewegt werden kann.

WordPress Cookie-Hinweis von Real Cookie Banner