
Zweiter Schlaganfall trotz Blutverdünner
Es ist erschütternd, wenn man einen zweiten Schlaganfall erleidet, obwohl man täglich seine Medikamente inklusive Blutverdünner einnimmt. Die Blutverdünner wie direkte orale Antikoagulantien bzw. orale Antikoagulantien oder Thrombozytenaggregationshemmer werden jedoch für verschiedene Schlaganfallursachen verwendet und behandeln nur einen Risikofaktor der Schlaganfallentstehung. HIER kannst du nachlesen wenn du mehr über Blutverdünner erfahren willst.
Jetzt folgen die 7 Gründe warum du einen zweiten Schlaganfall trotz Blutverdünner erlitten hast.
Inhalt
Neu diagnostiziertes Vorhofflimmern
Wenn beim ersten Schlaganfall kein Vorhofflimmern entdeckt wurde und das Schlaganfallmuster in der Computertomographie oder Magnetresonanz nicht zu einer Gerinnselstreuung durch Vorhofflimmern (kardioembolischer Schlaganfall) passt, wurde dir eine Thrombozytenaggregationshemmung (Thrombo Ass oder Clopidogrel) verschrieben. Leider schützt diese „leichte Blutverdünnung“ zu wenig vor einem Gerinnsel im Herzen durch die schlechte Pumpleistung des Herzens bei Vorhofflimmern. Vorhofflimmern als Herzrhythmusstörung ist häufig und kann sich nach deinem ersten Schlaganfall erst entwickeln. In Zukunft brauchst du eine „starke Blutverdünnung“ in Form einer direkten Antikoagulation wie Eliquis, Pradaxa, Xarelto oder Lixiana).
Stark Blutverdünnung mit OAK nicht im Wirkbereich

Vor Entdecken der direkten oralen Antikoagulantien (DOAK wie z.B. Xarelto) waren Vitamin K Hemmer die einzige Möglichkeit bei Vorhofflimmern einen Patienten vor einem Schlaganfall durch einen Blutverdünner zu schützen. OAK wie Sintrom oder Warfarin unterliegen als Vitamin K Hemmer Schwankungen im Wirkbereich aufgrund bestimmter Lebensmittel und der Produktionsleistung der Leber. Als effektiver schützender Wirkbereich wird ein INR von 2 bis 3 angestrebt. Wenn dieser Wirkbereich unterschritten wird, kann ein zweiter Schlaganfall entstehen. Deswegen ist das regelmäßige Messen des INR Wertes wichtig um einen ausreichenden Schlaganfallschutz zu garantieren.
Fehlendes Ansprechen leichte Blutverdünnung (Aspirin)
Circa 15 bis 30% aller Patienten haben trotz Aspirin Einnahme bei einem Bluttest eine normale Funktion der Blutplättchen. Häufig verwendete Tests zur Funktionstestung der Thrombozyten sind die PFA-100, Multiplate oder VerifyNow Testmethoden.
Wenn diese Tests eine fehlende Wirkung von Aspirin zeigen wird man als „ASS-Non Responder“ klassifiziert. In großen Studien zeigten diese Patienten ein bis zu dreifach erhöhtes Schlaganfallrisiko im Vergleich zu Patienten die ein gutes Aspirin ansprechen haben. Leider hat die zusätzliche Gabe von Clopidogrel (Plavix) keinen Effekt auf das Schlaganfallrisiko in diesen Studien gehabt. Wenn Aspirin keinen Effek hat, soll ein Tausch von T-Ass (Aspirin) auf Clopigrel erfolgen.
Fortschreiten einer Gefäßverkalkung
Viele Patienten mit einer vorbekannten gefährlichen Gefäßverkalkung in der Halsschlagader (Karotis Stenose) erfüllen noch nicht die Kriterien eines guten Risiko- Nutzenverhältnis einer Operation (Karotisendarteriektomie) und werden medikamentös mit einer Thrombozytenaggretionshemmung und einem Cholesterinsenker (Statin) behandelt. Die Verkalkung kann jedoch entweder durch schlechte Kontrolle der Risikofaktoren wie Rauchen oder erhöhte Blutfette (Hypercholesterinämie) fortschreiten oder durch eine erbliche Vorbelastung fortschreiten. Dann ist der einzige Weg die Engstelle in der Halsschlagader zu operieren. Wenn eine Operation wegen andere Erkrankungen oder erhöhten Einblutungsrisiko bei zu großem Schlaganfall noch nicht erfolgen kann, wird eine zweifache Blutplättchenhemmung mit Clopidogrel und Thrombo-Ass (duale Therapie) verschrieben.
Schlechte Kontrolle der Risikofaktoren

Wenn man trotz des erstens Schlaganfalls weiter raucht ist es trotz Medikamenten sehr wahrscheinlich, dass man einen zweiten Schlaganfall erleidet. Innerhalb von 2 ½ Jahren nach einem Schlaganfall haben Raucher eine 90% Chance, während Nicht Raucher eine 30% Chance haben einen weiteren Schlaganfall zu erleiden. Ein Rauchstopp nach dem ersten Schlaganfall, hat den gleichen positiven Effekt wie die Einnahme von einer leichten Blutverdünnung (Thrombozytenaggregationshemmung) oder Cholesterinsenkern zum Langzeit Schlaganfallschutz (medikamentöse Sekundärprophylaxe). HIER erfährst du mehr zum Thema Rauchen und Schlaganfall und bekommst praktische Tipps wie man am besten aufhört.
Das Gleiche gilt für schlecht eingestellte Diabetiker mit erhöhten Langzeitblutzuckerwerten (Hb1Ac über 6,5 mg/dl) oder chronisch erhöhte Blutdruckwerte. Beides sind Faktoren, dass Arterien trotz Blutverdünnung (egal ob Thrombozytenaggregationshemmung oder orale Antikogualtion, also „leichte“ oder „starke“ Blutverdünnung“) weiter verkalken und durch einen Arterienverschluss einen Hirninfarkt auslösen.
Entwickeln einer seltenen Schlaganfallursache
Es gibt seltene Schlaganfallursachen die entweder einen anderen Wirkmechanismus als „klassische Hirninfarkte“ für einen Schlaganfall haben oder sich negativ stärker auf die Gerinnung auswirken als die eingenommene Blutverdünnung.
Eine dieser seltenen Schlaganfallursachen sind Gefäßentzündungen, auch Vaskulitis genannt. Dabei greift der Körper sich selbst an (Auto-Immun Erkrankung) und verursacht Gefäßkrämpfe. Durch die Gefäßkrämpfe entsteht eine Mangeldurchblutung die Hirninfarkte verursacht. Therapie der Wahl ist eine Immunsuppression, meistens Kortison, damit der Körper aufhört sich selber anzugreifen.
Bei Tumorerkankungen versucht der Körper die Tumorzellen zu bekämpfen und löst heftige Reaktionen im Gerinnungssystem aus. Diese Effekte auf das Gerinnungssystem sind stärker als die Blutverdünnung (egal ob „leichte“ oder „starke“) und Gerinnsel verursachen neue Hirninfarkte.
Bei einer Entzündung der Herzklappe (Endokarditis) ist die Entzündung durch das Bakterium selber und die Abwehrreaktion unseres Körpers stärker als das Gerinnungssystem und es entstehen wieder Gerinnsel. Hier ist Therapie der Wahl eine breite Antibiotikatherapie.
Medizin ist leider nicht perfekt
Es ist frustrierend und lindert nicht die Enttäuschung einen zweiten Schlaganfall zu haben, aber leider gibt es keine Garantie dafür dass ein Medikament einen hundert prozentigen Schutz bietet. Es gibt viele unerklärliche Gründe bei denen das eigene Gerinnungssystem plötzlich stärker als die Blutverdünnung ist oder Schwankungen in der Medikamentenwirkung entstehen. Statistische Ausreißer sind für den Betroffenen immer schmerzhaft, den für einen Selber hat es nicht geholfen, dass davor 100.000 Patienten keinen Schlaganfall durch die Blutverdünnung erlitten haben.